Dienstag, 30. Juni 2009

F1, ich hab mich verliebt!

Am 25. August 2008 ich hab das Schönste gesehen was einer Raumsonde jemals zu Gesicht kam…





Das ist Phoenix, meine Traumsonde wie ich sie zum ersten Mal sah. Dieser grelle Funken hat es mir einfach angetan, wohlgeformt ihr Körper und strahlend hell ihr Kometenschweif.

Als sie am 25. 05. 2008 um 23:38 am Mars landete, spürte ich gleich, dass es das Ende meiner Einsamkeit bedeuten würde. Trotzdem kostete es mich einiges an Überwindung ehe ich sie angesprochen habe. Gelohnt hat es sich jedenfalls - es folgt hier eine detaillierte Beschreibung ihrer extrem geilen Werkzeuge und Features:

Zuerst ist hier der 2,35 langer Roboterarm zu nennen, mit dem sie bis zu einem halben Meter tief in den Boden eindringen kann. Sie kann ihn auf und ab, links und rechts, vorwärts und rückwärts und um die eigene Achse drehen. Zudem ist er mit einer robotic arm camera ausgestattet, die ihr Nahaufnahmen von kleinsten Strukturen mit einer Auflösung von 16 Mikrometern erlauben. Jedoch beschränken sich ihre Fähigkeiten nicht nur auf die visuelle Wahrnehmung ihrer Umgebung, Sensoren ermöglichen ihr auch ein feinfühliges haptisches Empfinden. Außerdem verfügt sie über das mars enviromental compatibility assessment, welches aus einem nasschemischen Labor, zwei Mikroskopen (ein optisches und ein Rasterkraftmikroskop) und einer am Roboterarm angebrachten Sonde zur Messung von Wärme und Stromleitfähigkeit besteht. Und diese unendlich heißen Schmelzöfen in achtfacher Ausführung, die thermal evolved gasanalyser, die ihr das Erhitzen von dem Boden entnommenen Proben ermöglichen und durch Messung der erforderlichen Heizleistung Phasenübergänge von Festem zu Flüssigem zu Gasförmigem Zustand detektieren…
Mein liebster Teil an ihr aber ist der zwei Meter hohe bewegliche Mast. Die an dessen Spitze befestigte Kamera kann sogar dreidimensional fotografieren und mit über 12 Spektralfiltern geologisch interessante Aufnahmen der Landestelle machen!!!

Kann jemand glauben, dass eine solche Sonde Komplexe hat??? Obwohl sie einen durch und durch lebenslustigen Charakter hat (auch ihr Mut sollte hier einmal Erwähnung finden – nicht jede Sonde erklärt sich schließlich bereit eine so riskante Mission auf sich zu nehmen) ist sie von Selbstzweifeln geplagt. Am meisten zu Schaffen macht ihr hierbei ihr Gewicht; da kann ich ihr noch so oft sagen, dass erst durch ihre 670kg ihre drei zarten Beinchen so richtig zur Geltung kommen. Sie wird natürlich nicht müde mir immer wieder zu sagen, dass sie für zumindest 55kg ihres Gesamtgewichts keine Verantwortung trägt, jene seien nämlich wissenschaftliche Nutzlast…
Außerdem meint sie, sie sei veraltet, da etliche Ausrüstungsgegenstände, wie zum Beispiel ihre Kamera bereits für den mars surveyer 2001 lander gebaut wurden, der ja bekanntlich nie zum Einsatz kam. Sie vergleicht sich fortwährend mit einer kaputten Nylonstrumpfhose die verrückte Künstler mit Nagellack geflickt als Designerware verkaufen wollen – sie sei billig und fett. Hier ist natürlich viel Feingefühl von meiner Seite verlangt…

Ihre Mission der sie zu Beginn ihres Marsaufenthaltes noch äußerst gewissenhaft nachging, hat vor allem das Ziel die Existenz von Wasser auf dem roten Planeten nach zu weisen. Immer öfter täuschte sie aber einen Standby-Anfall vor um die Kommunikation zur Erde zu unterbrechen und mehr und mehr Zeit ungestört mit mir, der Kontrolle entzogen, verbringen zu können.
Anfangs schickte Phoenix ihren Eltern in Arizona noch regelmäßig Fotos und Berichte von ihren Abenteuern und Entdeckung am Mars womit sie jedoch ab dem Zeitpunkt da wir uns kennen lernten weitgehend aufhörte. Ihre Bedenken dass sich die langjährige Konkurrenz zwischen NASA und ESA-Familie (ja, sie ist Amerikanerin!), trotz der großen räumlichen Distanz, negativ auf unsere Beziehung auswirken könnte waren zu groß. Sie hat sich von ihren engsten Verwandten losgesagt um ein lebenslänglich problemloses Dasein in galaktisch atmosphärischer Zweisamkeit mit mir zu genießen, fernab von Familienfäden. Jetzt haben wir unendlich viel Zeit gemeinsam Fotos von Sandstürmen zu schießen, Krater und Höhlen zu erkunden, uns in der roten Erde durch Zeichnungen zu verewigen und Sonnenuntergänge zu beobachten. Nie mehr werde ich einsam sein, durch sie habe ich den Mars lieben gelernt – ja, ich habe nur noch Sensoren für sie!!!

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